Pflanzenkohle wird durch die thermochemische Umwandlung von pflanzlichem Material wie Holz, Stroh oder Pflanzenresten, hergestellt. Der Prozess der Pflanzenkohleherstellung wird auch Carbonisierung (Pyrolyse) genannt und erfolgt bei hohen Temperaturen unter Abwesenheit von Sauerstoff. Dies führt dazu, dass das organische Material nicht vollständig verbrannt wird, sondern stattdessen in poröse Kohlenstoffstrukturen umgewandelt wird. Feinste Poren (Mikro-, Meso- und Makroporen) verleihen der Pflanzenkohle ihre adsorptiven und vielfältigen Eigenschaften. Durch ihre poröse Struktur bietet sie eine große Oberfläche für chemische Reaktionen und Interaktionen mit anderen Substanzen. Aufgrund elektrochemischer Prozesse und den in den Poren herrschenden „van der Waals-Kräften“ werden Ionen adsorbiert und wieder abgegeben. Diese Mechanismen ermöglichen es der Pflanzenkohle Schadstoffe, Schwermetalle und andere Verunreinigungen zu binden. Die poröse Struktur ermöglicht es der Pflanzenkohle zudem eine beträchtliche Menge an Feuchtigkeit, einschließlich der darin gelösten (Pflanzen-)Nährstoffe aufzunehmen und bei Bedarf wieder freizugeben. Diese Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung ist insbesondere in der Landwirtschaft von besonderem Nutzen, da sie dazu beiträgt die Bodenfeuchte zu erhalten und somit Austrocknung und damit einhergehender Erosion zu mindern. Diese Eigenschaft macht Pflanzenkohle zu einem wertvollen Hilfsstoff für die Bodenverbesserung und zur Steigerung der Wasserhaltefähigkeit.
-Landwirtschaft-
In der Veterinärmedizin wird Pflanzenkohle (Holzkohle) seit vielen Jahrhunderten eingesetzt. Die enorm große Oberfläche der Kohle von bis zu 500 m²/ g führt dazu, dass in den feinen Poren der Pflanzenkohle Schadstoffe eingelagert werden (Adsorption). Die in diesen Zwischenräumen herrschenden Kräfte führen zu einer dauerhaften Fixierung von Gift- und Schadstoffen, die mit der Nahrung aufgenommen worden sind. Diese durch die Pflanzenkohle gebundenen Toxine werden auf dem normalen Weg ausgeschieden.
Ebenso wie die veterinärmedizinische Anwendung hat auch der bodenbezogene Einsatz von Pflanzenkohle eine lange Vergangenheit. Einer der Hauptvorteile des bodenbezogenen Einsatzes von Pflanzenkohle liegt in ihrer Fähigkeit, Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffretention zu verbessern. Pflanzenkohle besitzt, wie bereits vorstehend erwähnt poröse Struktur, die eine hohe spezifische Oberfläche aufweist. Diese Eigenschaft ermöglicht es, Nährstoffe, Wasser und Mikroorganismen im Boden zu binden und zu stabilisieren, was wiederum zu einer besseren Nährstoffversorgung der Pflanzen führt. Darüber hinaus kann Pflanzenkohle die Bodenstruktur verbessern, das Wasserrückhaltevermögen erhöhen und die Erosion verringern, was insgesamt zu einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung beiträgt. Obendrein kann der Einsatz von Pflanzenkohle auch zur Verringerung des Bedarfs an mineralischen Düngemitteln beitragen, da die verbesserte Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffretention zu einer effizienteren Nutzung der vorhandenen Nährstoffe führt. Dies hat für Landwirte sowohl ökologische wie auch wirtschaftliche Vorteile.
Durch die Einbringung von Pflanzenkohle in den Boden wird Kohlenstoff langfristig gebunden, was zur Reduzierung der CO2-Emissionen beiträgt und somit einen positiven Beitrag zur Decarbonisierung leistet. Dieser Prozess wird als Kohlenstoffsequestrierung (dauerhafte Fixierung) bezeichnet und kann dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern.
Ein außergewöhnlich effizienter Einsatz der Pflanzenkohle in der Landwirtschaft ist in der Wirkkaskade Tier, Biogas und Boden zu sehen. Die Pflanzenkohle wird dabei in die Silage eingemischt. Die fermentativen Prozesse dort werden beschleunigt. Die Silagequalität wird verbessert. Mit dem Futter gelangt die Pflanzenkohle in den Magen-/Darmtrakt der Tiere (oder Biogasanlage) wo vorhandene Toxine adsorbiert werden. Die Gülle aus den Ställen ist mit Pflanzenkohle angereichert und weist dadurch verbesserte Wirkungen und eine gesteigerte Nährstoffretention auf.
In Deutschland stellt die Düngemittelverordnung, DüMV (S. 77 Punkt 7.1.10) die Grundlage für den Einsatz von Pflanzenkohle in Biogasanlagen und im Boden dar.
-Baustoffe-
Neben der „klassischen“ Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft oder Garten- und Landschaftsbau kann Pflanzenkohle auch in der Industrie Verwendung finden. Adsorptionsfähigkeit, Leitfähigkeit und Farbe sind wichtige Eigenschaften die Pflanzenkohle für verschiedene Anwendungen interessant machen.
Bedingt durch intensive Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung, die in den vergangenen Jahren eingesetzt haben, werden zunehmend neue Anwendungsmöglichkeiten in Baustoffen geschaffen. Das Ziel CO2-neutraler Baustoffe vor Augen widmet sich die Team Nachhaltigkeit, seit geraumer Zeit, der Klassifizierung und Optimierung von Pflanzen- und Synthesekohlen (Carbonisate), um diese als erschwinglichen und wirkungsvollen Zusatz für die Baustoffindustrie nutzbar zu machen.